Frankfurter Kreise (2015)

Marion Sander

Farbenfroh, bunt gemustert und voller Ornamente sind die Werke von Marion Sander aus Hartmannsdorf (Oder-Spree). Ihre Linoldrucke und Scherenschnittcollagen stimmen fröhlich und spielen mit vielerlei Motiven. (MOZ) Werke von Marion C. Sander findet man in Ausstellungen, Galerien und auf ihrer Webseite.

Marion Sander wurde als neue Künstlerin ausgewählt, um den „Dornröschenschlaf“ zu beenden.

Im Februar 2015 wurden dem Frankfurter Beirat für Stadtgestaltung und Kunst im öffentlichen Raum sechs Entwürfe vorgestellt, das Echo war positiv. Marion Sander hatte zunächst über Frankfurter Symbole wie den Boxsport, den Hahn oder die bunten Heringe nachgedacht. Später entschied sie sich für ihren Entwurf „Frankfurter Kreise“.

Entwürfe
Frankfurter Bildergeschichten
Frankfurter Kreise
Der Boxer
Frankfurter Stadtmusikanten
Frankfurter Tulpenstele
bunter Hering
Modell
Papiermodell, Farbvarianten, Maßstab 1:10
Modell aus MDF-Platte, Maßstab 1:2
Modell auf Sockel, Maßstab 1:10
Aufbau
Einweihung des zweiten Kunstobjekts

Das Carthausjahr ist um. Was für ein Carthausjahr? Das muß denen erklärt werden, die vor einem Jahr nicht dabei waren. Vor einem Jahr hat die Stadt Frankfurt(Oder) beschlossen, ein Projekt zu fördern, dass sich -Kunst statt Denkmal-nennt.Das Projekt ist für Künstler gedacht, und es geht um den Carthausplatz, auf dem mittig ein stattlicher Granitsockel steht.Auf diesem stand ehemals ein bronzenes Denkmal. Seit 1945 ist dieser Sockel allein und soll nun alljährlich ein neues Kunstwerk bekommen. Den Anfang habe ich gemacht, und mein Kunstwerk hatte den Titel „Dornröschen“.

Aber was hat Dornröschen mit einem schwarzen Granitsockel zu tun? Dornröschen war der Granitsockel! Seit 1945 verflucht und verlassen, im Dornröschenschlaf. Die Rosen? Die waren das Kunstwerk. Wer genau hinsah, erkannte in der Farbkomposition Dornenranken und Blüten der Rosen. Aber jetzt geht das Märchen weiter. Der Prinz ist gekommen und hat Dornröschen wach geküßt. Er kam wie der Teufel, mit Lärm und Staub. Schweres Gerät ging dem Dornengestrüpp zu leibe. In Windeseile waren alle Schlingen und Blüten weg. Das war ganz leicht, denn diehundert Jahre waren um. Da stand es nun das schöne Schloß wieder im alten Glanze.

Wie geht es nun weiter? Jetzt wollen natürlich alle wissen, wer der Prinz ist, und wird der König sein Versprechen halten? Der König hielt natürlich sein Versprechen und belohnte den Prinzen. Dem König, seiner Sparkasse und seinen Stadtvätern sei gedankt und applaudiert. So kam es,dass der Prinz an seinem Schloß arbeiten konnte, denn die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. Aber wer ist der Prinz? Der Prinz ist ja eine Prinzessin, nein, das würde ja dann doch zu sehr verwirren. Aber das war nur das Märchen.

Jetzt haben wir das Jahr 2015 und der Prinz heißt Sander, Frau Sander, noch korrekter Marion Sander. Sie ist Künstlerin schon seit vielen Jahren. Man verlieh ihr im Jahre 1981 das Diplom an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Seit dem sind viele Jahre ins Land gegangen.So hat sich Frau Sander arbeitend von Kunst am Haus, zu Kunst im Haus, Kunst auf Gegenstand, zu Kunst auf Fläche begeben. Viele Jahre galt ihre Liebe der menschlichen Figur, zu sehen auf Gefäßen, Reliefs und Grafik. Der krönende Abschluß war eine lebensgroße Skulptur nach Modell modelliert und in Beton gegossen. Ein echter Prinz! Schade, dass er noch kein Schloß gefunden hat.

Nun gilt ihre Liebe schon seit einigen Jahren dem Ornament. In diesem Jahr ist es der Kreis, der sie umtreibt. Kreise sind ein unendliches Tema. Da gibt es Kreidekreise, Kunstkreise, Kreisverkehr, Kreisläufe, Landkreise und Kreisstädte, wobei letztere nicht rund sind. Aber, wie geht es der kreisfreien Stadt? Sie hat keine Kreise? Sicher hat auch diese ihre Kreise. Auf jeden Fall Kreisverkehr und seit einiger Zeit auch wieder Kreistische. Besser einen runden Tisch, an dem man mit Leuten aus einer anderen kreisfreien Stadt mit Hilfe von Dieselkraftwerk und Kino um den Erhalt des kostbaren Tafelsilbers der kreisfreien Stadt debattiert. Eine Diskussionsrunde, und schon haben wir wieder einen Kreis, vielleicht einen Frankfurter Kreis.

Frankfurter Kreise, so ist der Titel unseres neuen Kunstwerkes auf dem Carthausplatzsockel. Ich bin mir nicht sicher, an welche Frankfurter Kreise Frau Sander dachte, als sie ihr Kunstwerk schuf, auf jeden Fall hat sie unserer kreisfreien Stadt neue Kreise gegeben.

Sabine Heller

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